Der neue Cheforthopäde kennt sich aus mit Gelenken und deren Ersatz, und fragt man Professor Dr. med. Ralf Dieckmann, was ihn denn an der Endoprothetik reizt, muss er nicht lange überlegen: "Ich finde es faszinierend,
dass wir Patienten, deren Lebensqualität oft schon seit Jahren stark eingeschränkt ist, schnell gut helfen können", erklärt der Chefarzt. Seit September 2019 ist Professor Dr. med. Ralf Dieckmann Chefarzt der Abteilung für Orthopädie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier.
Schon vor seinem Wechsel von Münster an die Mosel war die Endoprothetik sein Metier. Eineinhalb Jahrzehnte wirkte der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum der westfälischen Stadt, in Münster hatte er maßgeblichen Anteil am Aufbau des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung, das er seit 2014 leitete. Ob Knie- oder Hüftgelenke - vielen Patientinnen und Patienten konnte er schon mit dem Einsatz einer Endoprothese zu neuer Mobilität und wiedergewonnener Lebensqualität verhelfen.
Gleichwohl stellt der Mediziner auch klar: "Man operiert nicht gleich, denn jede OP birgt immer auch gewisse Risiken." Wichtig sei vielmehr, dass die Patienten zunächst alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausschöpften. Hierdurch lasse sich eine OP oft über Jahre hinauszögern, betont der Privatdozent,
der aus Erfahrung weiß: Während manche Patienten so lange die Zähne zusammenbeißen, bis es - im doppelten Sinne des Wortes - nicht mehr geht, verlangen andere rasch nach einem Gelenkersatz. Entscheidend für den Zeitpunkt einer OP sei am Ende auch der individuelle Leidensdruck.
Dass Professor Dr. med. Ralf Dieckmann sich für einen Wechsel ans Brüderkrankenhaus Trier entschied, hatte auch mit dessen ausgezeichnetem Ruf in Fachkreisen zu tun, berichtet der neue Chefarzt und würdigt damit die Arbeit seines langjährigen Vorgängers Professor Dr. med. Thomas Hopf sowie des gesamten Teams der Abteilung für Orthopädie. 2013 wurde deren EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung erstmals zertifiziert und in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal für weitere drei Jahre rezertifiziert. Die Abteilung für Orthopädie ist mit jährlich mehr als 600 Endoprothesen-Implantationen, Wechsel- und Revisionsoperationen einer der größten endoprothetischen Versorger in Rheinland-Pfalz.
Der Chefarzt möchte das Leistungsspektrum nun kontinuierlich weiterentwickeln und hierbei verstärkt auf minimal-invasive Verfahren setzen. "Wir haben inzwischen hervorragende Möglichkeiten, sehr muskelschonend zu operieren", berichtet er. Besonders wichtig sind ihm auch eine präoperative Schulung und eine intensive postoperative Nachbehandlung. Ein weiteres Anliegen des Mediziners - "dass Patienten mit Endoprothesen, die über Probleme klagen, einen Ansprechpartner finden." Wichtige Ansprechpartner sind für ihn die niedergelassenen Fachärzte in der Stadt und Region Trier, mit denen er einen intensiven und regelmäßigen Austausch anstrebt. Viele seiner niedergelassenen Kollegen hat der Orthopäde in den ersten Wochen seiner neuen Tätigkeit schon kennenlernen dürfen.
Der Hüftgelenksverschleiß zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparats. Schränkt er die Lebensqualität dauerhaft stark ein, verspricht ein künstliches Hüftgelenk Linderung und wiedergewonnene Mobilität. Welche Möglichkeiten die Endoprothetik heute bietet, erklärt Professor Dr. med. Ralf Dieckmann.
Herr Professor Dr. Dieckmann, viele, vor allem ältere Menschen leiden am Hüftgelenksverschleiß; für nicht wenige wird irgendwann kein Weg an einer Operation mehr vorbeiführen. Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks?
Prof. Dr. med. Ralf Dieckmann: Das lässt sich natürlich nur individuell beurteilen, aber grundsätzlich gilt: Man operiert nicht gleich, denn jede OP birgt auch Risiken. Zunächst sollten deshalb alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sein. Ist die Lebensqualität dann noch erheblich eingeschränkt, etwa infolge anhaltend starker Schmerzen, ist eine Operation angezeigt. Hierbei arbeiten wir sehr eng mit den niedergelassenen Fachärzten zusammen; diese sind es schließlich, die die Patienten meist schon über einen längeren Zeitraum intensiv betreut haben.
Stichwort Betreuung: Als neuer Chefarzt der Abteilung für Orthopädie des Brüderkrankenhauses wollen Sie ein besonderes Augenmerk darauf legen, dass die Versorgung vor und nach einer OP weiter optimiert wird. Was bedeutet das konkret?
Prof. Dr. med. Ralf Dieckmann: Unser Ziel muss immer sein, dass der Patient schnell wieder auf die Beine kommt! Hierfür können wir bereits vor dem Einsatz des künstlichen Hüftgelenks die Weichen stellen. Ein Beispiel: Wir leiten den Patienten schon vor der OP darin an, wie man eine Unterarmgehstütze richtig nutzt. Oder wir klären ihn vorab darüber auf, welche Bewegungen er direkt nach der OP vermeiden sollte - etwa das Übereinanderschlagen der Beine. Auch haben wir im Brüderkrankenhaus ein optimales Schmerzmanagement. Das scheinen auf den ersten Blick kleinere Maßnahmen zu sein, die aber durchaus größere Bedeutung für den Genesungsprozess haben.
Beim Implantieren künstlicher Hüftgelenke wollen Sie zudem vermehrt auf die Möglichkeiten minimal-invasiver Verfahren setzen…
Prof. Dr. med. Ralf Dieckmann: Ja, hierbei geht es nicht in erster Linie darum, dass die Narben kleiner ausfallen - das auch! Aber mehr noch steht im Vordergrund, dass wir heute besonders muskelschonend operieren können, indem wir uns minimal-invasiv unseren Zugang zur Hüfte verschaffen.